Im Sturm

Ein ruhiger Tag, 
vielleicht ein paar Wölkchen in der Ferne. 
So, wie man es mag. 
Alles ist ruhig, bei Nacht sieht man die Sterne.  

Gelassen fuhren sie hinaus mit ihrem Boot. Der Meister war müde und schlief ein. So merkte er nichts von ihrer Not. Denn plötzlich brach ein gewaltiger Sturm los. Der war so heftig, dass selbst diese erfahrenen Fischerleute fürchteten unterzugehen. Das war kein kleiner Sturm, so etwas waren sie auch auf dem See Genezareth in Israel nicht gewohnt. Sie hatten echt und ehrlich Angst in dieser Situation. Und so rüttelten sie Jesus wach. Er stand auf, und fragte sie, »Warum habt ihr Angst? Vertraut ihr mir so wenig?« Er befahl dem Wind und den Wellen und sie legten sich, es wurde ganz still. Erstaunt blieben die Jünger ihren Gedanken überlassen. Der Sturm war vorbei. Aber was war wohl in ihren Herzen los? Erzählt nach der Bibel, Matthäus 8, 23-27.

Soweit die Geschichte, die wahrscheinlich viele kennen. Diese Geschichte fordert mich seit einem guten Jahr immer wieder heraus. Es war Sonntag, der 15. März 2020, ich war damals Leiterin der bilingualen Grundschule in Kandern. Am Freitag, 13. März war entschieden worden, die Schulen in Baden-Württemberg ab Dienstag, 17. März für drei Wochen zu schließen wegen dieses neuartigen Corona-Virus, das die Welt auf Trab hielt. Dieser Montag würde also für einige Zeit die letzte Gelegenheit sein, als Lehrerin vor meinen Schülern und Lehrern zu stehen. Dass es auch mein letztes Schuljahr an dieser Schule sein würde und ich an genau dem Freitag meinen Vertrag für eine neue Arbeitsstelle bei Wycliff eingeworfen hatte, wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht sehr viele.

Ein historischer Moment also, und mir war nicht wohl bei dem Gedanken an die bevorstehende Zeit und besonders den nächsten Tag. Ich fühlte mich absolut überfordert und kraftlos. Was sollte ich in einer solchen Situation weitergeben, wie mich selbst und andere ermutigen? Leer und ratlos legte ich mich ins Bett. „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf!“, so hatte mein Vater mir noch am Sonntagabend gesagt. So lag ich nachts wach und las dann in meinem Andachtsbuch genau diese Geschichte. Was für ein „Zufall“! Genau wie in dieser Geschichte, so geschah das Wesentliche auch bei mir „im Schlaf“. Auch in mir wurde es ganz still. Getrost und getröstet konnte ich noch eine kurze Runde schlafen, bevor es Zeit war, in die Schule zu gehen.

So hatte ich an diesem Tag etwas zum Weitergeben, Hoffnung in einer dunklen Zeit. Statt des Wortes „Sturm“ setzte ich „Co…rona“ ein, was einerseits etwas humorvoll, aber auch symbolisch war und ist. Die Parallelen sind unverkennbar. Bis heute spüre ich eine tiefe Brisanz, wenn ich an diesen Tag zurückdenke. Es war ein Wissen um einen Halt, der größer war und ist als die gegenwärtige Situation, die damals so ungewiss war wie heute. Dass ich längere Zeit meine Schüler nicht im Klassenzimmer unterrichten würde und die Welt auf lange Zeit eine andere sein würde, wussten wir damals noch nicht so genau. Aber derjenige, der damals den Sturm stillte und den Wellen befahl, ist auch derjenige, der unser aufgewühltes Herz still werden lässt. So schnell wie damals auf dem See Genezareth geht es leider nicht immer. Aber auch dieses Corona-Gewitter wird eines Tages vorbei sein. Vertrauen wir, dass er unser Leben noch in seiner Hand hält!

Das bekannte Lied, das wir an jenem Montag noch passend zur Geschichte sangen, fasst dies gut zusammen.

With Jesus in the boat, 
I can smile at the storm. 
When I'm sailing home. 

Mit Jesus in dem Boot
Kann ich lachen in dem Sturm, 
auf dem Weg nach Haus'.

© Katharina Kopp

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