- ein Ereignis in mehreren Akten
Vorgeschichte
Rügen mit Rad und Bahn – klingt nach einer guten Idee! Sehr gerne habe ich im Urlaub mein eigenes Rad dabei, da ich mich darauf verlassen kann, dass es funktioniert und unterwegs keine unliebsamen Überraschungen beim Radeln passieren. Andere Überraschungen warten jedoch auf mich, die ich nicht beeinflussen kann
1. Akt: Reisebuchung und Umbuchung
Im März melde ich mich auf eine zweiwöchige Freizeit von 10.-24.7. in Binz auf Rügen an und buche ein Bahnticket für mein Rad und mich. Relativ einfacher Vorgang, vielfach erprobt! „Erledigt!“ So denke ich.
Einige Wochen später kommt die Mitteilung der DB, meine Verbindung für die Rückfahrt von Binz nach Burbach sei gestrichen, ich möge mir eine neue Verbindung heraussuchen. Beim dem Versuch, stelle ich fest, dass es nicht möglich ist, online eine Alternative zu buchen mit Fahrradmitnahme, die ja reserviert werden muss. Auf weitere Details der Bahn warte ich vergeblich. Schließlich rufe ich bei der Bahn an. Es dauert schlappe 45 Minuten in der Warteschlaufe bis ich endlich einen Mitarbeiter in der Leitung habe. Da er mich weiterverbinden muss warte ich weitere 10 Minuten bis ich einen zuständigen Mitarbeiter in der Leitung habe. Dieser hört sich meine Situation an – und wieder warte ich 10 Minuten bis ich die Information erhalte, ich müsse das Ticket im Reisezentrum ändern. Aha! Endlich eine hilfreiche, wenn auch nicht erfreuliche Information. Die Änderung könne ich ja bei meiner Ankunft in Binz erledigen. Dass bis dahin alle Züge mit IC/ICE mit Fahrradmitnahme bereits vollständig ausgebucht sein werden, wird ignoriert.
Mir ist jetzt aber klar, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Im nächstgelegenen Reisezentrum in Siegen werden mir Möglichkeiten aufgezeigt, wie ich am Samstag Abend in Dillenburg, Haiger oder Gießen sein könne. Bis Burbach gäbe es nichts mehr an dem Tag. Dass ich am Ende meines Urlaubs nachts nicht mit dem Rad und Gepäck bis Burbach radeln kann und will, wird dabei geflissentlich übersehen. Meine Fahrkarte hatte ich bis Burbach gebucht und dort möchte ich auch hin, sonst hätte ich ja anders gebucht. Mit der Zeit bekomme ich das Gefühl, der Bittsteller zu sein, der froh sein kann, überhaupt eine Alternative zu erhalten zu meinem ursprünglich gebuchten und bezahlten Zug. Nach langer Verhandlung findet sich eine Möglichkeit, einen Tag später von Lüneburg nach Frankfurt/M einen ICE zu reservieren mit anschließender Nutzung des Nahverkehrs bis Burbach. Bis Lüneburg kann ich mit Regionalzügen fahren, in Lüneburg bei meinem Bruder übernachten. Soweit der Plan! Mal sehen, ob das klappt!

2. Akt: Rückreise von Binz nach Lüneburg
Über meine Fahrt von Burbach nach Binz hatte ich bereits geschrieben. Nach zwei wunderschönen Urlaubswochen trete ich also am Samstag, 24.7. die Rückfahrt an, wie geplant mit den Regionalzügen. Auf meine Frage nach Bestätigung des Zugausfalls auf dem Fahrgastrechte – Formular wird mir zunächst mitgeteilt, ich hätte ja gar keine Fahrkarte für den Nahverkehr. Ich staune und bin leicht verwirrt! „Ah, wenn der Zug ausgefallen ist, ist die Zugbindung hinfällig.“, fällt dem Mitarbeiter dann auf. „Da habe ich ja Glück gehabt!“ (Ironie off) Die weitere Fahrt mit Regionalzügen nach Lüneburg über Rostock funktioniert relativ problemlos – außer, dass ich unterwegs mein Fahrradschloss verliere und in Lüneburg ein neues kaufen muss. Erster Teil der Reise geschafft! Die private Übernachtung bei meinem Bruder klappt auch problemlos – Hotel zu finden wäre zur Hochsaison auch problematisch gewesen. Und wer hätte die Rechnung bezahlt? Hotel „Vitamin B“ ist immer noch am besten! Immerhin komme ich so zu einer kurzen, aber sehr netten Begegnung mit meinem Bruder und seiner Frau in ihrem traumhaften neuen Haus.

3. Akt: Werde ich diese Nacht im eigenen Bett schlafen können?
Am 25.7. treffe ich mit ihrer Begleitung rechtzeitig um 13.30 Uhr in Lüneburg ein, um für den Zug um 13.59 rechtzeitig da zu sein. Es kommt zu einer Zugverspätung, weil der Zug nicht rechtzeitig bereitgestellt wurde. „Gut“, denke ich, „in Frankfurt habe ich immerhin 40 Minuten Umsteigezeit.“ Ich kontrolliere online meine Verbindung, die mir im Reisezentrum gegeben wurde – vergeblich! Der für 18.20 Uhr angegebene Zug von Frankfurt nach Dillenburg findet sich nicht. Plötzlich sind alle Verbindungen zwischen Frankfurt und Burbach von 17.50 bis 23.00 gestrichen. Verwirrung macht sich breit. Kann das sein? Softwarefehler? So beginnt die verzweifelte Suche nach einer Verbindung, die mich an demselben Abend nach Burbach führt. Obwohl ich leidenschaftliche und erfahrene Zugfahrerin bin, finde ich keine passende Verbindung. „Na gut“, denke ich, „dafür sind ja Zugbegleiter da.“ So suche ich eine Person mit Bahnuniform und stelle ihr mein Problem vor. Sie recherchiert. Mehr Informationen als ich im Internet finden kann, würde sie auch nicht finden, so die Auskunft. Mir sinkt der Mut und ich frage mich langsam, ob ich hier im falschen Film bin. Sie findet tatsächlich keine Verbindung bis Burbach, nur eine bis Dillenburg und meint beiläufig, sie könne mir da sonst auch nicht weiterhelfen. Ich solle in Frankfurt im Reisezentrum nachfragen. Aha! Aus Erfahrung weiß ich um die Wartezeiten im Reisezentrum und um die hohe Wahrscheinlichkeit, dabei den Zug zu verpassen, den man hätte nehmen können. Auf die Bitte, mit ihrem Chef zu sprechen meint sie, der wäre im anderen Zugteil – für mich also unerreichbar. Dies kümmert sie offensichtlich nicht. Der Fall ist für sie erledigt. Gut, ich setze mich wieder an meinen Platz und recherchiere weiter nach Möglichkeiten, bis Burbach zu kommen. Nichts!!!
Ein weiterer Gang zum Bistro in meiner Nähe. Dieses Mal treffe ich auf eine Mitarbeiterin der Gastronomie, die sich als hilfsbereit und verständnisvoll erweist. Sie recherchiert und findet nochmal dieselbe Verbindung nach Dillenburg. Anschluss nach Burbach wiederum Fehlanzeige. Ich erwähne die Möglichkeit, in dieser Situation dann ausnahmsweise einen IC mit dem Rad zu nutzen, den ich nicht gebucht hatte – nach meinen Recherchen die einzige Möglichkeit, an dem Abend noch nach Burbach zu kommen. Dies wird jedoch ignoriert. Gut, ich ergebe mich in mein Schicksal und rufe meine Freundin an mit der Bitte, mich in Dillenburg abzuholen. Dazu gehe ich erneut Richtung Bistro und nehme mit viel Abstand zu anderen Personen meine Maske ab, um neben den Zuggeräuschen ein verständliches Gespräch führen zu können. Die Bistromitarbeiterin (der meine Lage ja durchaus bekannt ist) weist mich darauf hin, auch zum telefonieren müsse ich die Maske tragen. O ja! „The rules must be obeyed!“ Was wäre Deutschland ohne Regeln!? Schließlich habe ich jetzt eine Möglichkeit gefunden, noch nach Hause zu kommen gefunden.
Über die äußerst unfreundliche Mitarbeiterin, die später mein Ticket kontrolliert, möchte ich eigentlich lieber schweigen. Ich teile ihr mit, dass mein Zug ausgefallen sei und ich wohl zwei Tage später ankomme als geplant. Ihre Antwort: „Ok.“ Ich meine nur: „Nein, das ist nicht ok.“ Darauf beginnt sie, mir Vorwürfe zu machen. Mein eigentliches Anliegen ignoriert sie. Hatte ich etwa auf Unterstützung oder Verständnis gehofft? Vergebens! Bisher kaum ein Mitarbeiter der DB, den es im Geringsten interessiert hat, dass es der Bahn nicht gelungen ist, mich innerhalb von zwei Tagen an meinen Zielort zu bringen.

4. Akt: Frankfurt – ein Hoffnungsschimmer
In Frankfurt trifft mein ICE kurz vor 18 Uhr mit 25 Minuten Verspätung ein. Ich schaue nochmal auf dem Fahrplan nach Zügen in Richtung Dillenburg und kaufe etwas zu essen und zu trinken. Eigentlich soll der Zug um 18.20 fahren, aber auf der Anschlagtafel finde ich ihn nicht. Da sehe ich auf einmal einen Zug mit der Aufschrift „Dillenburg“ – eigentlich mehr zufällig! Ich frage Passanten, wann dieser Zug fährt. „Jetzt“, ist die Auskunft. Ohne lange zu überlegen nehme ich den nächsten Eingang und betrete den Zug mit Fahrrad und Gepäck. Wenig später fährt er los – es ist kurz nach 18 Uhr. War das jetzt klug? Das Radabteil wäre einige Meter weiter vorne gewesen. Mein Rad steht sehr ungünstig mitten im Gang und blockiert den Weg für Passanten. Ständig muss ich es verschieben und festhalten, damit es nicht umfällt. Aber jetzt kann ich nicht einfach den Zug verlassen, um es zum nächsten Eingang zu schieben, womöglich fährt der Zug weiter während ich mit dem Rad draußen bin. Eigentlich wäre der spätere Zug schneller gewesen und früher in Dillenburg gewesen – zumindest laut Fahrplan.
Aber endlich gibt es doch noch einen Hoffnungsschimmer und Aufklärung der Problematik! Ein Mitarbeiter der Bahn erscheint und unterstützt mich dabei, mein Rad am nächsten Halt zum passenden Eingang zu schieben. Dort kann ich es sicher abstellen ohne dabei andere Personen zu behindern. Der Mitarbeiter erklärt mir auch, dass momentan viele Züge tatsächlich nicht fahren oder Schienenersatzverkehr besteht aufgrund von Baustellen. Auch der Zug um 18.20 Uhr wäre nicht gefahren. Aha! Endlich mal eine verlässliche Information an diesem Tag. Es ist aber erstaunlich, wie lange es dauerte, bis solch eine grundlegende Information zum Reiseverlauf bei mir ankommt. Als ich ihm anbiete, ihm noch meine Fahrkarte zu zeigen meint er nur „Die Fahrkarte glaube ich ihnen auch so.“ Wie so ein kleiner Akt der Freundlichkeit doch noch die Situation retten kann!
Sank ju for trafelling wis Deutsche Bahn! – Vielen Dank, dass Sie mit der Deutschen Bahn reisen! … Ich überlege es mir nochmal!
In Dillenburg komme ich tatsächlich auf Gleis 1 an und meine treuen Freunde erwarten mich bereits, um mich nach Hause zu fahren!
Fazit:
- Den schönen Urlaub lasse ich mir nicht durch eine holprige Heimfahrt nehmen.
- Es macht einen Unterschied, ob man Menschen freundlich begegnet oder nicht.
- Wer mit der Bahn fährt, sollte sich immer auf Überraschungen einstellen.
- Während andere in diesem Sommer ihr Haus in den Fluten verloren haben, ist dieses Erlebnis doch eine relative Bagatelle, die sich in meine übrigen Reiseabenteuer einreiht.
- Das Wichtigste im Leben sind funktionierende Verbindungen – dabei sind Freunde und Familie meist hilfreicher als Institutionen.
- Urlaub haben ist schön, aber reisen kann anstrengend und herausfordernd sein.
- Zu Hause ist es doch am schönsten.
(c) Katharina Kopp
Heute (3 Monate später) bekomme ich die Mitteilung: ab 60 Minuten Verspätung und Abholung durch Privat PKW: 18 Euro Erstattung …
Kein Wort von notwendiger Übernachtung …
Ohne Worte
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Ohne Worte…guter Start zuhause und behalte all das wunderschöne als Erinnerung! eine feste Umarmung aus Steffisburg! Ich habe übrigens deinen Urlaub auf dem Status sehr genossen, herzlichen Dank
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Danke dir!! Ja, den Urlaub bewahre ich im Herzen. Dir auch ne gesegnete Zeit und liebe Grüße an den See!!
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Liebe Katharina,
vielen Dank für Deine Schilderung, die mich leider nur zu sehr bestätigt, was meine Beobachtungen der Entwicklungen in unserem Land anbelangt.
Die Infrastruktur verrottet, die Bahn ist seit der Umwandlung in eine AG kaputt gespart worden und die Mängel werden immer offenkundiger (man vergleiche dagegen die SBB). Dafür hat man sehr viel Geld für Genderlehrstühle, illegale Einwanderung, Klimawandelprojekte etc. â kurz gesagt ein Land, das seine (christlichen) Wurzeln abgeschnitten hat und durch die EU-Hörigkeit in der Auflösung begriffen ist. â¦
Aber diese Beobachtungen sollten uns nicht beeindrucken, denn unser Leben ist in Gottes Hand und je mehr die Dinge um uns herum zusammenbrechen, desto offener werden die Menschen für den der wirklich tragfähgien Grund.
In diesem Sinne wünsche ich Dir einen guten, gesegneten Start wieder zurück in der neuen Wirkungsstätte.
Herzliche GrüÃe
Karlheinz
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Da hast du wohl recht. Diesen tragfähigen Grund wünsche ich uns allen von Herzen. Da bin ich sehr dankbar, dass Christus mein Fels ist, der nicht durch Widrigkeiten zerstört werden kann. In diesem Sinne wünsche ich eine gute und gesegnete Woche!
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