(Kein) „Totensonntag“

26.11.2000 „Totensonntag“ – so stand es im Kalender für das evangelische Kirchenjahr für diesen Tag. Ein Tag, an dem man der Gestorbenen des vergangenen Jahres gedenkt. Was mir an diesem Tag hätte passieren können, daran will ich lieber nicht denken. Eine andere Bezeichnung für diesen Tag ist „Ewigkeitssonntag“, das erinnert uns daran, dass diese Menschen bereits in der Ewigkeit sind. Aber für mich war dieser Tag, der eine große Gefahr barg, noch nicht die Zeit dorthin zu gelangen.

Es war bereits Abend, ungefähr 19 Uhr. Ich fuhr mit meinem Auto zurück von einem Besuch bei meinen Eltern bei Plochingen wieder nach Lörrach, wo ich seit September als Lehrerin arbeitete. Es war bereits dunkel und regnete leicht. Da ich außerdem einiges an Gepäck geladen hatte, fuhr ich eher langsam auf der rechten Spur. Da sah ich an einem kleinen Parkplatz ein Auto warten. Die Ausfahrt hatte keinen Beschleunigungsstreifen und so wagte die Fahrerin es auf gut Glück. Ohne Vorwarnung fuhr sie ihr Auto knapp vor mir auf meine Fahrspur. Ich bremste scharf und schlingerte auf beiden Spuren der Autobahn hin und her. Dass ich dabei mit keinem anderen Auto kollidierte, war ein Wunder, denn die Autobahn war an diesem Sonntag Abend gut befahren. Schließlich kam mein Auto zum Stehen – es hatte sich bei der Bremsaktion gedreht, ohne dass ich es bemerkt hätte und stand nun auf der Überholspur in umgekehrter Fahrtrichtung. Der Motor war aus, die rechte Seite meines Autos hatte die Leitplanke gerammt. Ich zitterte und schaute schockiert in zwei Spuren von Autos, die mich mit ihren Lichtern blendeten. Was tun? Das war eine ziemlich gefährliche Position, noch dazu als Frau allein im Dunkeln auf der Autobahn. Schnell weg hier! So wagte ich den Versuch, ob der Motor noch anging. Oh Wunder! Es gelang mir tatsächlich, das Auto zu starten. Da alle Autos angehalten hatten, wagte ich es, vorsichtig in den Parkplatz zu fahren. Dort wendete ich und erholte mich erstmal von dem Schock. Doch dieser kleine, unbeleuchtete Parkplatz war auch kein sicherer Ort. So fuhr ich vorsichtig weiter bis zur Autobahnraststätte Pforzheim, rief die Polizei an und besorgte mir etwas zu essen, während ich überlegte, wie es weitergehen konnte. Der Weg nach Hause war noch ziemlich weit, wie sollte ich heimkommen? Nach einiger Zeit kam die Polizei und fragte, ob ich der Unfallwagen wäre. Sie nahmen meine Daten auf und gingen weiter. Eine Untersuchung meines Autos ergab, dass ein Rad nicht mehr brauchbar war und so musste ich es auswechseln. Es dauerte einige Zeit, bis ich das Ersatzrad unter dem Gepäck herausgeholt und ausgewechselt hatte. Bei Tempo 80 fuhr ich also nach Hause. Aber ich kam an diesem Abend mit meinem Auto unversehrt nach Hause. Was für ein Abenteuer!

Mein Auto war allerdings an der rechten Seite ziemlich angeschrammt. Wer sollte den Schaden bezahlen? Wie sollte ich herausfinden, wer der Autofahrer war, der in meine Fahrbahn eingefahren war? Ich kam jedoch nicht nur mit dem Leben davon, sondern es war noch ein weiteres Wunder geschehen: jemand hatte das Autokennzeichen notiert und die Fahrerin wurde angezeigt. Zweimal durfte ich auf Staatskosten nach Karlsruhe, um bei Gericht auszusagen und bekam die Kosten für den entstandenen Totalschaden von der gegnerischen Versicherung erstattet. Die Staatsanwaltschaft hatte klar entschieden, dass die Frau zu knapp vor meinem Auto in die Autobahn eingefahren war. Gott hatte wirklich dafür gesorgt, dass ich bei diesem Abenteuer mit dem Schrecken davonkam.

(c) Katharina Kopp

Ein Kommentar zu “(Kein) „Totensonntag“

  1. Hallo Liebe Katharina!

    Schön das du deine Erfahrungen hier teilst, danke dir dafür!

    Am Anfang diese deine Geschichte schreibst über den Toten dazu schicke ich dir ein Video!

    Alles Liebe
    Gottes Segen
    Felicia

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